Mittwoch, 3. Februar 2016

Über Fleisch (II)

Stattdessen also lieber wieder Bio-Wiener, das abstrakteste Fleisch der Welt, wenn man vom Mystery meat in der Bolognese absieht.
So schmeckt es doch am Besten: so fleischfern, runter gerührt, den Tod verdeckend. Produkte, die ganz unlebendig sind, in ihren Klarsichthüllen, verglasten Kühlschränken.

Kaum zu glauben, wie weit wir uns, wie weit ich mich vom Schlachthof entfernt habe. Einmal, als Jugendlicher, bin ich an einem vorbei gegangen, weit draußen vor der Stadt, da wo die Schlachthöfe versteckt sind, am Rand der letzten Teile von Wildnis. Das Quieken der Schweine, wenn sie abgestochen werden, nicht mehr zu hören. Das Rotieren des Hähnchen-Schredders, nicht mehr zu spüren in meinem Teil des Lebens.

Ich kann mich gut erinnern, wie ich seinerzeit im Kaufhaus Kerber in der Grapengießerstraße (Lüneburg)Wiener Würstchen geschenkt bekam, ein kleiner weizenblonder Knabe auf dem Arm seiner Mutter, die am Wursttresen stand - 150 Gramm Bierwurst, 100 Gramm Cervelatwust, drei kleine Schnitzel (Sind die auch gut abgehangen?). Junkie-Träume.

Stattdessen also lieber Bio-Wurst, ab und an, Bio-Rinderlappen, ab und an.
Doch was eigentlich reizt mich denn noch am Fleisch, hat mich je gereizt? Salz und UMAMI, vor allem letzteres! Dieser Geschmack von Tier, dieser Mundvoll UMAMI.

Und den kann man ja auch Vegan haben. Vorgestern kochte ich für einen Freund (ein früherer Freund des Schweinemedaillons) Nudeln mit Bolognese, und die Bolognese bestand aus Sojaschnetzel, sehr viel Sojasoße (wirklich sehr viel), Tomatenmark, Fenchel, Möhren, etwas Curry, etwas Ingwer, etwas Paprika. Doppelplus Knoblauch. Und was wurde es? Es wurde Umami!


Björn K. sagt Ja zu Soja

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