Mittwoch, 12. März 2014




- SCHNITT -

GOPHER-SPACE.
Wenn das Internet nicht von dem WWW getüncht worden wäre, sondern von Gopher, in welchem Space würden wir uns jetzt bewegen?
Geld spielt keine Rolle. Aber Geld spielt eine Rolle. Aufgerollt die Möglichkeiten des BTX, Minitel etc pp. (Draußen im Hof kippt das Licht langsam hinter den Dachfirst). Ein Telefon von LOEWE vor mir auf dem Tisch (Tee, stark gesüßt. Mittelmäßiger Schweißausbruch lässt mich müffeln. Keine Zeit zum Duschen). Loewe, eine Firma, die es vermutlich auch nicht mehr gibt. Oder liegt das nur an meinen eingeschränkten Weltwahnnehmungen, an der fernsehlosigkeit, realitätsblödigkeit, der vergangenen Jahre, die so unregelmäßig als einzelne, aufgeteilte Streams sich in meinem TV-Kopf voneinander wegbewegen, wieder zusammentrudeln, sich aber nie mehr nicht vollständig berühren. So dass eine Erinnerung an das Jahr 2005 schon endlos lange zurückliegt, hingegen eine andere aus dem selben Jahr sich aus kürzester zeitlicher Distanz nähert. Zack.
(Zug aus der E-Zigarette, Autogeräusche draußen, Fensterrahmen, schon fast ikonenhaft oft fotografiert von mir, in den letzten Jahren, Zeit-Clustern. Lewitscharoffs missgünstiges Hausfrauengesicht nun vor dem inneren Auge (DAS INNERE AUGE - eine gänzlich lasche Selbstüberwachung. Spiegelung an die leere Leere vor mir, Luftleinwand. Aber doch recht konsistent diese grellroten Lippen der Lewitscharoff, grell, ungut - und dieser Löwe in ihrem Roman natürlich ein blödes Bild für nichts Wesentliches, eine fade Metapher, ausgewalzt zur Freude des überwiegend dümmlichen Feuilletons, das ja jetzt empört zurückrudert in seiner Weihrächerung der Mittelgroßschriftstellerin, die nun, Überraschung, Überraschung, all die Nichtigkeit ihres Vorstellungsdenkens auf ein weniger goutierbares Thema als Löwen gelenkt hat) - (Wieviele Klammern muss ich an dieser Stelle des Textes schließen?) ))) )))
Und immer diese ZEITNOT. Dem Sterben forsch entgegengeschritten. Ha, Hallo, da is er ja, kann ihn schon sehen, mit dem übergroßen Fernglas der Imagination. Aber weit weg noch eigentlich, noch nicht auf den Weg gemacht hat er sich.
Da hilft nur noch BACH. All dieser TechnikMüll auf dem Wohnzimmertisch (den ich als Schreibtisch nutze, seit ich nicht mehr rauche, und also die Wohnung volldampfen kann, mit meiner merkwürdigen E-Zigarette). Müll, der jetzt noch weltbewegend zu sein hat, mir aber, natürlich, natürlich, wir sind ja Empfindsam, für einen kurzen Moment die Sehnsucht, Sehnensucht, Muskelsucht (aufgehängt an Bogensehnen oder Klaviersaiten, oder Darmsaiten der Gitarre, die drüben, im Zimmer nebenan, ein staubiges Dasein fristet (Hey, ich könnte noch mal Lieder erbrüten, Rochstar werden, endlich Geld verdienen, mich lächerlich machen) nach allumfassender, landschaftshinterlegter, milde natureller Ruhe eingibt.
Aber das ist natürlich Schwachsinn. Das INTERNET muss ja am Laufen gehalten werden. BLOG BLOG. Ein Meckern wie von einer Ziege in mir.
Auch ein Neuananfang kann eine Niederlage sein. Eine Biederlage. Befindlichkeit: Null. Befremdlichkeit: Eins.
(Ich geh jetzt das GOPHER-Netz suchen. Vielleicht kann ich es mit dem Loewe-Telefon von 1991 erkoppeln ... ?)))




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1 Kommentar:

  1. "Auch ein Neuananfang kann eine Niederlage sein. Eine Biederlage. Befindlichkeit: Null. Befremdlichkeit: Eins."

    Bisheriger Lieblinssatz 2014 aus allen Blogs, die ich lese.
    Freu mich drüber.
    H.

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