Freitag, 9. November 2012

Nachdem ich mehr als drei Monate keine Zeile an meinem neuen Roman geschrieben habe, hat er mich heute wieder angefallen.
Das ist eine schreckliche, wenn auch altbekannte Erfahrung gewesen, als mir im Spätsommer der Elan und die Ideen für den Text ausgegangen sind. Aber immerhin bin ich ja ein erfahrener Schriftsteller, der sich zu helfen weiß.
Ich habe also einen weiteren Roman angefangen, um nicht in diese Leere gehen zu müssen, die mich unruhig macht, unzufrieden und angefressen. Und dieser Text schreibt sich seitdem schnell und unfallfrei.
Damit nicht genug: zeitgleich habe ich mit den Vorarbeiten zu einem dritten Roman begonnen, der mich Tag für Tag gedanklich beschäftigt, so dass ich den ersten (der mein dritter Roman werden wird) ganz aus dem Blick verloren habe.
Aber ich redete mir ein, dass das eine gute Idee sei, um den Bezug zu jenem Roman ganz und gar zu verlieren, um dann mit frischem, leeren Geist in den zweiten Teil einzusteigen.
Ich weiß, das hört sich idiotisch an, hat aber funktioniert.
Stand der Dinge ist: Für Roman Nummer 3 sammele ich in jeder wachen Minute Material, kaufe einen Haufen Bücher, in denen ich recherchiere Hauptsächlich die Biographien der handelnden Personen. Roman Nummer 2 – ein ganz böses Genre-Ungeheuer – schreibt sich fast von selbst. Und mein Lieblingskind, Roman Nummer 1, hat mich jetzt wieder abgeholt, beim Abwasch. Da hat sich mein Gehirn in einigen Schlaufen verdreht, und die Schlange meines Geistes spuckte so grünes Zeugs aus. Das konnte ich verwenden, und heute Abend habe ich dann rund 15000 Zeichen in die Tastatur gehackt.
Zwischendrin noch ein paar Gedichte, Blogeinträge und ein Text für eine Anthologie, die nächstes Jahr bei der Büchergilde Gutenberg erscheinen wird. Meine Güte; und ich hatte in meiner Jugend immer den Ruf, faul zu sein.
Nummer 1 wird jedenfalls ein ganz, ganz merkwürdiges Buch. Eigentlich hatte ich vor, einen klassischen Roman zu schreiben, mit Plotpoint und Spannungsbogen, aber es ist mir wieder nicht gelungen. Ich befürchte, das Feuilleton wird den Text unter “Hättest du mal in Leipzig studiert” einordnen, aber ich finde mich gut zurecht in der Konstruktion.
Es ist sowieso eine Schande, dass die mitteleuropäischen Kritiker nur noch die literarische Hausmannskost goutieren. Weicht man auch nur einen leichtfüßigen Quickstep vom vorgezeichneten Weg ab, schreien sie schon nach dem Heiligen Reich-Ranicki. Deswegen sie auch kaum Lyrik besprechen. Es geht gar nicht darum, dass sie solche Dinge schlecht finden, nein, sie verstehen sie einfach nicht.
Ich jedenfalls genieße es, mit drei Romanen zu jonglieren. Und Ideen für einen weiteren habe ich auch schon notiert.
Es fragt sich nur: wer soll das alles publizieren, wer das alles lesen?
Doch letztendlich ist mir das egal. Ich bin Schriftsteller, ich schreibe.

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