Dienstag, 31. Juli 2012

Neue Notebooks sind nichts für halbe Autisten. Alles ändert sich, alles fühlt sich anders an. Die Tastatur klappert mit hohlerem Klang, das Trackpad ist strukturiert und reibt an den Fingerspitzen des Neurastenikers, die Farben sind zu grell und zu klar, als würden einem ein Tag am Meer aus dem Bildschirm entgegen schwappen.
Und alles will installiert sein, auch diese ganzen kleinen merkwürdigen Programme, die alle Nase lang um Zustimmung bitten for this & that.
Aber ich habe jetzt ein vernünftiges Schach im Speicher und eine Webcam vor der Nase. Kein schöner Anblick, wenn man gerade über Grundeinstellungen verzweifelt, die man das letzte Mal vor mehr als zehn Jahren gesehen hat, und die sich seitdem grundlegend verändert haben


Andererseits habe ich jetzt 500 Gigabyte im Trockenboden, aber was soll ich dort speichern? Videos von an Leinen wehenden Hemden und Hosen?
Es ist alles so komplex geworden, dass ich mehr oder minder mit Autopilot durch die Sicherheitsabfragen und Einstellungen segele. Es wird schon nicht so schlimm kommen, denn es kommt niemals so schlimm. Die Datenautobahn weist geradeaus in Richtung Utopia.
Früher war es mehr eine Landstraße, oder ein Feldweg. Mein erster Mikroprozessor steckte in einem Telespiel vom Bertelsmann-Buchclub. PONG für mich und meinen Bruder; mein Großvater musste extra dafür Mitglied werden, damit wir die Prämie kassieren konnten. Aber was hatten wir für einen Spaß: Teletennis, Eishockey, Squash. Mich faszinierte diese neue Welt so sehr, dass ich es fertig brachte, zwei, drei Stunden am Stück "Trainingswand" zu spielen.
Doch welch Herabsetzung dieser Sensation, als mein zweitbester Freund ein Jahr später eine Saba-Konsole bekam, mit Steckmodulen. Panzerschlacht! Barriere! Labyrinth! Was für phantastische Spielmöglichkeiten taten sich da in der abrockten Altbauwohnung des stolzen Thorstens auf. Wir verbrachten ganze Nachmittage vor dem Farbfernsehgerät seiner Eltern (ein Farbfernseher!), die sich auch am Sonntagnachmittag in Netzhemd und Negligé in die Kissen sinken ließen.
Auf der Glotze stand eine Lampe aus Nylonfäden, die an den Enden leuchteten, und der Hund fing ganz wahnsinnig an zu bellen, wenn die Hundetürglocke ertönte, die niemand außer dem ungewaschenen Köter hören konnte. Hochfrequenzschall.

Später kam dann andere, bessere Hardware. Atari, Mattel Intellivision, Colecovision. Dann der erste PC mit DOS (kann es sein, dass diese Kisten nur 384 MB Speicher hatten?), später ein Laptop mit Windows. Das erste Modem - dieses Pfeifen und Fiepen wird bald auch aus aller Leute Erinnerung verschwunden sein, dieses nervöse Rotwelsch der Platinen.

Und mittlerweile habe ich ein Schachprogramm auf meinem Notebook, das vermutlich mehr Speicherplatz verbracht als alle Geräte, die ich zwischen 1977 und 1997 besaß. Und dieses Schach ist nur ein kleines Gimmick. Viele User werden es deinstallieren, wegwerfen nach einmaligem Gebrauch, so wie auch früher die Gimmicks von Yps weggeworfen wurden.
Immerhin steht auf meinem Schreibtisch seit damals der Ritter mit der fliegenden Faust. Die Urzeitkrebse schwimmen auch noch irgendwo im Keller umher, und die Rose von Jericho warten in der Waschküche auf ein bisschen Feuchtigkeit.

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1 Kommentar:

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